Negative scannen

Ihr habt einen Film entwickelt und wollt ihn nun digitalisieren? Oder ihr habt eine alte Kiste mit Negativen von euren Eltern oder Großeltern gefunden? In diesem Blogeintrag erkläre ich euch, welche Möglichkeiten es gibt und wie ich selbst meine Negative scanne.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Wenn ihr Negative digitalisieren möchtet, gibt es einige Möglichkeiten. Von den günstigen “Filmscannern” bei Amazon möchte ich an dieser Stelle direkt abraten - ja, es funktioniert und für Schnappschüsse mag die Qualität reichen - aber wenn man so viel Zeit und Herzblut in die Fotografie steckt, dann sollte man das am Ende nicht mit so einem minderwertigen Scanner kaputt machen.

Vorweg sei noch eines gesagt: An die Qualität eines professionellen Filmscanners im Labor werden die Scans, die ihr Daheim anfertigen könnt, nicht ganz heranreichen. Für mich ist das in Ordnung und auch 35mm-Negative, die ich selbst gescannt habe, habe ich schon in guter Qualität in 30x40cm drucken lassen. Für Social Media ist es allemal gut genug!

Abfotografieren

Wenn ihr eine digitale Kamera zur Hand habt, könnt ihr diese benutzen, um die Negative einfach abzufotografieren. Hier erhaltet ihr optimale Ergebnisse, wenn ihr eine Vollformat-Kamera und ein Makroobjektiv mit einem 1:1 Abbildungsmaßstab habt. Da der Sensor exakt der Größe des Negativs entspricht, bekommt ihr hier das Maximum an Details und Auflösung. Bei Mittelformat-Filmen sieht das Ganze natürlich schon wieder anders aus, weswegen ich selbst mit einer anderen Methode digitalisiere.

Grundsätzlich benötigt ihr zum Abfotografieren eine Lichtquelle - idealerweise eine Leuchtplatte, ihr könnt aber auch ein iPad oder ähliches Tablet mit weißem Hintergrund als Lichtquelle nutzen. Der Film darf dabei nicht genau auf der Lichtquelle liegen, sondern sollte einen kleinen Abstand dazu haben - dafür gibt es diverse Halter, z.B. von Lomography. Die Kamera muss nun im richtigen Fokusabstand exakt gerade ausgerichtet darüber platziert werden. Hierfür gibt es sogenannte “Copystands”, z.B. von der Firma Kaiser. Damit ist das Ausrichten leichter als mit einem Stativ mit Kugelkopf - grundsätzlich funktioniert das aber auch. Stellt dann eure Kamera auf Manuell und wählt als Blende F8, ISO 100, einen festen Weißabgleich und fokussiert manuell, sodass die Körnung auf dem Negativ möglichst scharf ist. Mit der Belichtungszeit probiert ihr am besten ein wenig herum, da es auch ein bisschen vom Motiv abhängt. Fotografiert auf jeden Fall in RAW.

Nun habt ihr eure Negative digitalisiert. Um ein Positiv daraus zu machen, müsst ihr nun ein Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop oder Lightroom benutzen. Wie das funktioniert, seht ihr weiter unten.

Flachbettscanner

Die unterm Strich günstigste Variante ist wahrscheinlich der Flachbettscanner. Der Epson V500 sticht hier mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis hervor - meinen habe ich für 60€ bei eBay bekommen. Vor allem für meine Mittelformatnegative oder wenn ich Filme mit der Perforierung einscannen möchte, nutze ich den Scanner gern. Der Vorteil ist, dass die Software des Scanners die Negative auch direkt in ein Positiv umwandeln kann. Das macht vor allem Sinn, wenn man kein Geld für eine weitere Software ausgeben möchte. Die Ergebnisse sind mir allerdings nicht konsistent genug gewesen, sodass ich bloß das Negativ als RAW einscanne und dann anderweitig umwandle.

Mittelformat Negative zwischen zwei Glasscheiben auf einem Flachbettscanner

Negative mit Rand scannen

Wenn du deine Negative komplett mit Rand bzw. Perforierung Einscannen möchtest, dann geht mit. Normalerweise verwendet man Scanmasken, einmal um den Film zu glätten und zum anderen um zu verhindern, dass der Scan rund um die Perforierung zu hell gescannt wird. Bei Mittelformatfilmen gibt es keine Perforierung und der Rand kann ohne Qualitätseinbußen mit eingescannt werden. Auch hier sollte der Film aber nicht direkt auf dem Glas aufliegen, da es sonst zu einer Verzerrung (Newtonringen) kommen kann. Das tritt immer dann auf, wenn zwei glatte Flächen aufeinander liegen. Das Problem besteht also darin, dass du keine Scanmaske nutzen kannst, da diese den Rahmen verdecken würde, den du ja Scannen möchtest, andererseits kannst du den Film aber auch nicht einfach so in den Scanner legen. Abhilfe schafft hier Anti-Newton-Glas - oder günstiger: Eine entspiegelte Glasscheibe von einem Bilderrahmen und eine normale Klarglasscheibe. Wenn man den Film beim Scannen zwischen diesen beiden Scheiben korrekt “sandwiched”, kann man diesen störenden Effekt umgehen.

Beim Scannen kommt auf die Platte des Scanners zuerst die Klarglasscheibe. Darauf kommt das Negativ - mit der rauen Emulsionsschicht nach unten. Auf die nun oben liegende glatte Seite des Negativs kommt nun die raue Seite des Anti-Newton-Glas, bzw. der entspiegelten Glasplatte. Somit kommen nun nie zwei glatte Seiten aneinander.

Beim Abfotografieren von einer Leuchtplatte funktioniert das Prinzip genauso - nur komplett andersherum, denn wir Scannen nun nicht von unten, sonder fotografieren ja von oben. Also kommt unten auf die Leuchtplatte das entspiegelte Glas mit der Rauehen Seite nach oben. Darauf komm t das Negativ, ebenfalls mit der rauen Seite nach oben, sodass die glatte Seite auf dem entspiegelten Glas liegt. Ganz oben liegt dann das Klarglas auf.

Filmscanner

Für meine 35mm-Filme nutze ich den Plustek OpticFilm 8200i SE. Die Auflösung ist auf dem Papier die Gleiche wie beim Epson V500, in der Praxis sind die gescannten Bilder aber nochmal sichtbar schärfer. Dazu kommt, dass der Scanner nach dem eigentlichen Scan einen Infrarotscan machen kann, mit welchem die Software dann Defekte wie Kratzer oder Staub aus dem fertigen Bild rechnet. Das funktioniert meist auch wirklich gut!

Fazit

Für mich hat sich also eine Kombination aus Filmscanner und Flachbettscanner am nützlichsten erwiesen, vor allem, da ich auch Mittelformat fotografiere und für meine Vollformatkamera kein Makroobjektiv besitze. Ansonsten ist die Kameravariante auf jeden Fall eine der schnellsten Methoden, wenn einmal alles aufgebaut ist. Die Qualität ist hier von der Sorgfalt beim Ausrichten sowie der Qualität der Kamera und des Objektivs abhängig.

Mit den Scannern ist das Ganze recht zeitaufwendig, dafür benötigt man allerdings kaum Vorbereitungszeit und eine passende Scansoftware wird “kostenlos” mitgeliefert.

Meine Empfehlung ist hier also der Griff zu einem günstigen, gebrauchten Epson V500.

Negative umkehren

Wenn ihr also - wie ich - nicht die eingebaute Negativentwicklung der Scansoftware (wie z.B. Epson Scan oder Silverfast) benutzt, müsst ihr die RAW-Dateien auf einem anderen Weg umkehren. Das geht zum einen in Photoshops Camera Raw oder in Adobe Lightroom (siehe Galerie unten).

Hier müsst ihr zuerst einen manuellen Weißabgleich machen. Nehmt dazu das Farbauswahlwerkzeug und klickt auf den braunen Rand des Films, also neben das eigentliche Bild. Danach sollte das Negativ nicht mehr braun getönt sein, sondern eher grau. Als nächstes “invertiert” ihr die Farben. Geht dazu in die “Gradationskurven” und klickt nacheinander auf die Farben rot, grün und blau und schiebt dort jeweils den Punkt von links unten nach links oben und den Punkt von rechts unten nach recht oben. Auch das seht ihr unten am Beispiel des roten Farbkanals. Danach wechselt ihr in den ersten Punkt der Gradationskurven und schiebt den linken Punkt so weit nach rechts, dass die schwarzen Stellen im Bild auch wirklich schwarz sind. Danach nehmt ihr den rechten Punkt und schiebt ihn so weit nach links, dass weiß wirklich weiß ist.

Ab hier kann man noch ein bisschen Feintuning beim Weißabgleich vornehmen und die anderen Parameter so anpassen, wie ihr es bei einem “normalen” Foto machen würdet.

Wer sich das Ganze noch einfacher machen möchte, kann sich für Lightroom das Plugin “Negative Lab Pro” kaufen. Das Plugin nimmt einem die ganze Arbeit des Umkehrens ab und es gibt für die gängigen Filmsorten Presets. Die Ergebnisse sind mit der Automatik sehr gut und man muss weniger an den Reglern drehen.

Ich nutze mittlerweile “Negative Lab Pro” in Verbindung mit Lightroom für all meine Scans und kann es wirklich empfehlen.

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